Sonntag, 7. Februar 2010

The Queen


"Erst die Pflicht, dann man selbst. So hat man mich erzogen." Elizabeth II. zu Tony Blair 2. Mai 1997. Nach 18 Jahren in der Opposition hat Großbritannien wieder einen Labour-Premierminister, Tony Blair. Mit dem jungen und dynamischen Tony verbinden sich Hoffnungen auf einen Neuanfang. Wie alle Premierminister muss Tony Blair einen Antrittsbesuch bei der Königin, Queen Elizabeth II., machen. Die hat viele Premierminister kommen und gehen sehen - der erste, der als Premier zu ihr in den Buckingham Palace kam, war der legendäre Winston Churchill. Doch nicht große politische Ereignisse beherrschen die ersten Monate von Blairs Regierungszeit, sondern der tödliche Unfall von Diana, Prinzessin von Wales, geschiedene Ehefrau von Prinz Charles und Mutter der Prinzen William und Harry. Diese befinden sich gemeinsam mit ihrem Vater und den Großeltern im Sommerurlaub im schottischen Balmoral, als die königliche Familie die Nachricht erhält, dass Diana - verfolgt von einer Horde Paparazzi - am Abend des 31. August 1997 nach einem Abendessen im Hotel Ritz zusammen mit ihrem Geliebten Dodi al Fayed, dem Fahrer und ihrem Leibwächter im Pariser Alma Mater-Tunnel gegen einen Betonpfeiler gerast ist. Wenige Stunden später stirbt Diana in einem Pariser Krankenhaus. Der einzige Überlebende des Unfalls ist Dianas Leibwächter. Was danach kommt, ist der Welt bekannt - und der Film erlaubt darauf einen Blick aus Schlüsselloch-Perspektive: Die königliche Familie zeigte sich sehr zurück-haltend. Diana war kein Mitglied dieser Familie mehr; sie trug nicht mehr den Titel "Königliche Hoheit", weshalb Elizabeth die Beerdigung der Ex-Schwiegertochter als Privatangelegenheit der Familie Spencer ansah. Auf dem Buckingham Palace, der Londoner Residenz, wehte keine Flagge auf Halbmast, denn die Flagge am Palast, eine königliche Standarte, verkündet nur die Anwesenheit des Regenten - und wenn dieser nicht anwesend ist, wird sie auch nicht gehisst. Außerdem brach die "Royal Family" ihren Schottlandurlaub nicht ab. Die Bevölkerung, gefangen in einer Massentrauer bisher nicht bekannten Ausmaßes, war verärgert; ein Ärger, den die Medien aufgriffen und benutzten, um die Monarchie in Frage zu stellen. Nur Tony Blair kam aus dieser prekären Situation ungeschoren davon: Dank seines gewieften "spin doctors" Alistair Campbell erklärte Blair Diana in einem ersten öffentlichen Statement zur "peoples princess", zur "Prinzessin des Volkes", und traf damit einen Nerv in der Stimmung der Bevölkerung. Tony Blairs Stern begann zu sinken, als Großbritannien den USA 2003 in den Irak-Krieg folgte. Egal, wie man seine späteren politischen Entscheidungen beurteilt, im Falle von Dianas Tod war er der Mann der Stunde. Der Film verurteilt keine der betroffenen Parteien, auch nicht die Königin. Er verdeutlicht den emotionalen Aufruhr unter den Menschen, erklärt aber auch, warum die Queen dazu keinen rechten Zugang fand. Elizabeth II. wäre vermutlich niemals Königin geworden, wenn ihr Onkel, Edward VIII., nicht auf den Thron verzichtet hätte, um die geschiedenen Amerikanerin Wallis Simpson zu heiraten. Daraufhin wurde Elizabeths Vater als Georg VI. König und führte Großbritannien durch den Zweiten Weltkrieg. 1956, nach dem Tode ihres Vaters, bestieg Elizabeth als Elizabeth II. den Thron von England. Niemals wäre sie in den langen Jahren, die sie ihrem Land treu diente, auf die Idee gekommen, "schmutzige Wäsche in der Öffentlichkeit zu waschen". Der Tod Dianas wurde 2008 vor einem Londoner Gericht verhandelte. Dodi al Fayeds Vater Mohammed al Fayed wurde nicht müde, die königliche Familie, insbesondere Prinz Phillip, als Drahtzieher eines Mordkomplotts zu bezichtigen, das die angeblich von Dodi, und damit von einem Muslim, schwangere Diana aus dem Weg räumen sollte. Doch auch in der letzten Instanz wurde entschieden, es habe sich um einen tragischen Verkehrsunfall gehandelt.