Donnerstag, 17. April 2014

An ihrer Seite


Grant und Fiona sind 44 Jahre verheiratet. Die Seitensprünge mit jungen Studentinnen hat Fiona ihrem Mann inzwischen verziehen. Seit seiner Emeritierung lebt das kultivierte Paar harmonisch in einem idyllischen Haus am See. Mit stummem Amüsement beobachtet Grant, wie die vergessliche Fiona seelenruhig die Bratpfanne in den Eisschrank räumt und sich mit Notizzetteln über den Alltag hilft. Doch als sie nach einem Ausflug im Schnee völlig die Orientierung verliert, diagnostiziert der Arzt rasch zunehmende Demenz. Bevor die Lebensumstände daheim unerträglich werden, weist Fiona sich gegen den Willen ihres Mannes selbst in ein Pflegeheim ein. Gemäß den Regeln der Institution darf Grant seine Frau einen Monat lang nicht besuchen. Ein schwerer Schritt für das Paar, das nie länger als einen Tag voneinander getrennt war. Als Grant Fiona endlich wiedersieht, scheint sie sich nicht mehr an ihn zu erinnern. Schlimmer noch: Sie konzentriert ihre ganze Zuneigung auf den demenzkranken Aubrey. Dennoch besucht Grant seine Frau täglich und wird so zum fassungslosen Zaungast ihrer neuen Liebe. Doch als Aubrey von seiner Ehefrau Marian aus dem Pflegeheim geholt wird, stürzt Fiona in eine lebensbedrohliche Depression. Grant nimmt mit der handfesten Marian Kontakt auf. Der Spielfilm "An ihrer Seite" reflektiert nicht nur in poetischen Bildern den Zerfall einer Persönlichkeit durch Demenz, sondern handelt auch von der Natur der Liebe, des Vergessens und Loslassens. Feinfühlig umschifft Regisseurin Sarah Polley Peinlichkeiten und auch Rührseligkeiten der Darstellung von Alter und Verfall, Liebe und Sex. Der 76-jährige Gordon Pinsent verkörpert den Ehemann und dessen Reaktionen auf die Veränderung der geliebten Frau ebenso zurückhaltend wie herzzerreißend. Vor allem aber ist der Film eine Hommage an die britische Filmschönheit und Oscar-Preisträgerin Julie Christie, die als Fiona noch im Status der Auflösung Würde, Kraft und Sinnlichkeit ausstrahlt.