Freitag, 14. August 2009

Don Giovanni

Für seine Inszenierung des "Don Giovanni" bei den Salzburger Festspielen 2008 ließ Regisseur Claus Guth seinen Ausstatter Christian Schmidt einen dichten Wald auf die Bühne des Hauses pflanzen. Die Handlung des Stücks verlegte Guth ins Heute und in die Nacht. Aus dem adligen Frauenhelden Don Giovanni machte er einen von Sex und Drogen besessenen Menschen, der zusammen mit Leporello die Frauen mit dem berauschenden Duft der Gefahr betört. In seiner fast cineastischen Salzburger Produktion scheint jeder Charakter eine Vorgeschichte von enttäuschter Liebe und Frustration mit sich herumzutragen. Jeder ist auf der Suche, nach Glück oder endgültiger Verdammnis. Christopher Maltman verkörpert Don Giovanni mit derart überzeugender physischer Präsenz, dass es nicht verwundert, wie bereitwillig sich Donna Anna, Donna Elvira und sogar Zerlina ihm an den Hals werfen. Auf seiner egoistischen Suche nach dem Nervenkitzel geht er über Leichen, bereit, die Frauen und letztendlich auch sich selbst ins Unglück zu stürzen. Erwin Schrott als Leporello ist dabei nicht unbeholfener Handlanger, sondern ebenbürtiger Begleiter auf dem Weg in die Hölle. Regisseur Claus Guth sieht das Stück als Studie über die Angst vor dem Tod. Gemeinsam mit dem Dirigenten Bertrand de Billy hat er Mozarts wohl realistischster Oper ein neues Ende gesetzt. Das versöhnliche Schlusssextett, für Guth der Versuch, "uns vor einem Herzinfarkt zu bewahren", ist gestrichen. Mit Don Giovannis dramatischer Höllenfahrt wird das Publikum unerlöst in die Nacht entlassen.
Dramma giocoso in zwei Akten von W. A. Mozart, KV 527 Für seine Inszenierung des "Don Giovanni" bei den Salzburger Festspielen 2008 ließ Regisseur Claus Guth seinen Ausstatter Christian Schmidt einen dichten Wald auf die Bühne des Hauses bauen. Die Handlung des Stücks verlegte Guth ins Heute. Aus dem adeligen Frauenhelden Don Giovanni macht er einen von Sex und Drogen besessenen Menschen, der zusammen mit Leporello die Frauen betört. - Beitrag des 3sat-Festspielsommers.